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Schlaglicht

ESG Governance – Voraussetzung für Compliance und effektive Steuerung von Nachhaltigkeit

Anne-Kathrin Gillig

Partnerin | KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
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Nadine-Lan Hönighaus

Partnerin | KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
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Environment, Social, Governance – diese Kriterien stehen für einen grundlegenden Wandel in der Unternehmensverantwortung. Vor dem Hintergrund umfassender globaler Krisen, wie dem Klimawandel oder sozialer Ungerechtigkeit, entstehen zunehmende rechtliche Verpflichtungen. Insbesondere auf EU-Ebene wächst der regulatorische Druck – auch Verordnungen wie die Omnibus-Initiative bewirken dabei dem Grunde nach keine Veränderungen. Denn zahlreiche Rechtsakte sind bemüht, ESG-Pflichten für Unternehmen zu konkretisieren. Unternehmerisches Handeln soll mit mehr Transparenz gestaltet werden, die zu einer vergleichbaren und haftungsrelevanten Ausrichtung an ausgewiesenen Nachhaltigkeitszielen führt.

Kurzimpuls

ESG-Anforderungen entwickeln sich zunehmend in Richtung bindenden Rechts statt freiwilliger Standards. Für Unternehmen ist es erforderlich, Regulierungen systematisch zu erkennen, zu erfassen, Risiken zu analysieren und effiziente Compliance-Strukturen umzusetzen. Ein Compliance-Management-System gemäß IDW PS 980 ist zentral, um ESG-Governance umfassend in ein Unternehmen zu integrieren. Relevanz- und Stakeholderanalysen bilden die Basis für eine effektive ESG-Strategie. Digitale Tools unterstützen beim Legal Monitoring, ersetzen jedoch nicht die interfachliche Kommunikation. ESG-Governance wird so zum konstitutiven Baustein nachhaltiger Unternehmensführung.

Compliance-Management-Systeme (CMS) als Rahmen zur Reduzierung von Haftungsrisiken

Geschäftsleitungen stehen in der Pflicht, rechtliche Anforderungen nicht nur selbst einzuhalten, sondern auch dafür Sorge zu tragen, dass im gesamten Unternehmen keinerlei Verstöße begangen werden. Dafür müssen geeignete Kontrollstrukturen etabliert werden. Compliance-Management-Systeme (CMS) bieten hierfür einen soliden und erprobten Rahmen. Sie können gezielt dazu beitragen, Haftungsrisiken – etwa zivil- oder strafrechtlich – zu reduzieren. In vielen Fällen resultiert die Verantwortlichkeit nicht aus aktivem Fehlverhalten, sondern aus Unter­lassen, etwa dem Versäumnis, rechtlich gebotene Kontrollmaßnahmen einzuführen.

In vielen Fällen resultiert die Verantwortlichkeit nicht aus aktivem Fehlverhalten, sondern aus Unterlassen, etwa dem Versäumnis, rechtlich gebotene Kontrollmaßnahmen einzuführen.

Wirksame ESG-Governance  als Reaktion auf Regulierung

Der zunehmende Druck durch die Vorgaben führt dazu, dass Unternehmen ihre Steuerungs- und Kontrollsysteme auf den Prüfstand stellen müssen. Dabei gilt es zu beachten, ob die systematische Erfassung aller ausschlaggebenden Vorschriften korrekt erfolgt und auf relevante Anspruchsgruppen adäquat geachtet wird. Grundlage eventueller struktureller Anpassungen ist eine analytische Ausarbeitung der tatsächlich anzuwendenden Vorgaben. Eine Relevanzanalyse ist hierfür ein geeigneter Mechanismus. Mithilfe eines Scoring-Modells können Anforderungen nach verschiedenen Kriterien – etwa Dringlichkeit, wirtschaftliche Tragweite und Risikiopotenzial – gefiltert und priorisiert werden. Ressourcen werden auf diese Weise genau dort eingesetzt, wo akut regulatorischer Handlungsbedarf besteht.

Stakeholderanalyse als strategisches und regulatorisches Instrument

Eine Stakeholderanalyse und ein anschließendes Stakeholdermapping bilden in Verbindung mit der rechtlichen Relevanzanalyse die Grundlage für die ESG-Strategie eines Unternehmens.

Über eine juristische Analyse hinaus bedarf es eines klaren Verständnisses über die Interessenträger eines Unternehmens und ihrer Erwartungshaltungen. Über rein strategische Elemente hinaus sind Stakeholder-Perspektiven in regulatorischen Vorgaben wie der CSRD oder der CSDDD verankert. Eine Stakeholderanalyse und ein anschließendes Stakeholdermapping bilden in Verbindung mit der rechtlichen Relevanzanalyse die Grundlage für die ESG-Strategie eines Unternehmens.

Weiterentwicklung der Unternehmenssteuerung um Verankerung von Compliance Elementen

CMS können systematisch eingesetzt werden, um eventuellen Anpassungsbedarf in der Unternehmenssteuerung festzustellen. Der IDW PS 980 beruft sich dabei auf sieben Elemente:

  • Compliance-Kultur: Die ESG-Werte sollen fest in der Unternehmenskultur verankert werden.
  • Compliance-Ziele: ESG-relevante Ziele müssen mit Unternehmenszielen vereint werden.
  • Compliance-Risikoanalyse: Risiken, die sich auf Rechtsvorgaben oder Reputationsimplikationen beziehen, sind zu ermitteln.
  • Compliance-Organisation: Die Verantwortlichkeit für ESG-Themen muss klar strukturiert an fachlich angemessener Stelle liegen.
  • Compliance-Programm: Die Maßnahmen, die sich aus vorherigen Schritten ergeben, müssen wirksam und nachvollziehbar umgesetzt werden.
  • Compliance-Kommunikation: Mitarbeitende sollten durch entsprechende Schulungen und transparente Kommunikation in ESG-Themen ausgebildet werden.
  • Compliance-Überwachung: Eine regelmäßige Überprüfung der CMS ist notwendig, um ggf. kontinuierliche Anpassungen zu gewährleisten.

Risikominimierung durch vorausschauendes Legal Monitoring und interdisziplinäre Kooperation

Ein System, bei dem vorausschauend auf neue Regulierungen reagiert wird, indem diese zunächst mit Hinblick auf die Bedeutung für das eigene Unternehmen eingeordnet werden und anschließend ein eventueller Reaktionsbedarf ermittelt wird, können Haftungsrisiken für Unternehmen minimieren. Digitale Programme können bei der Sortierung der Informationsmasse unterstützend eingesetzt werden – bspw. durch automatisierte Monitoring-Systeme, intelligente Suchagenten oder KI-gestützte Analyseplattformen. Menschliche Kooperation bleibt jedoch ein wichtiger Baustein. Nur im Dialog zwischen den Fachbereichen und der Rechtsabteilung kann gewährleistet werden, dass neue Anforderungen praxisgerecht interpretiert und wirksam umgesetzt werden.

Nur im Dialog zwischen den Fachbereichen und der Rechtsabteilung kann gewährleistet werden, dass neue Anforderungen praxisgerecht interpretiert und wirksam umgesetzt werden.

Download der Langversion „ESG Governance – Voraussetzung für Compliance und effektive Steuerung von Nachhaltigkeit“ von Anne-Kathrin Gillig und Nadine-Lan Hönighaus. Schmalenbach IMPULSE, 5. Jg. 2025, S. 1-7. DOI 10.54585/MILZ5638

Zur Langfassung

ESG Governance – Voraussetzung für Compliance und effektive Steuerung von Nachhaltigkeit

Aufsatz | 7 Seiten

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