Die Transformation zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft stellt Organisationen nicht nur vor technische, sondern auch vor motivationale Herausforderungen. Sie wird nur bei einem entsprechenden Kulturwandel und der Mitwirkung aller Beteiligten gelingen.
Kurzimpuls
Im Zuge der Transformation zu einer klimafreundlichen Wirtschaft sind Organisationen auf das Engagement ihrer Mitarbeitenden angewiesen. Interventionen für nachhaltiges Verhalten in Organisationen greifen dabei häufig den selbstbestimmten Charakter klimafreundlicher Verhaltensweisen auf. Eine aktuelle Studie testet das Potenzial von Nudges (Einführung einer klimafreundlichen Default-Option) und Boosts (Verbesserung der Entscheidungsbasis) für die Erhöhung individueller Beiträge zu einer Dekarbonisierungsinitiative. Es zeigt sich, dass Nudges, die auf unbewusste Verhaltensänderungen abzielen, höhere Beiträge generieren als Boosts, die auf bewusste Verhaltenssteuerung zielen. Die zusätzliche Betonung sozialer Normen führt jedoch zu sinkendem Engagement und wirkt sich in Kombination mit Boosts stärker negativ aus als in Kombination mit Nudges. Vor diesem Hintergrund sollten Organisationen den Einsatz verhaltenswissenschaftlicher Interventionen abwägen, da diese das Engagement der Mitarbeitenden auch verringern können.
Doch welche Maßnahmen sind geeignet, um Mitarbeitende auf der Basis von Freiwilligkeit und Eigenmotivation zu klimafreundlichen Verhaltensweisen zu führen? Wie wirken sich Verhaltensinterventionen und soziale Normen auf ein klimafreundliches Verhalten aus? Diese Fragen sind für Unternehmen elementar, wollen sie ihre Klimaschutzziele erfüllen.
Verhaltensinterventionen und soziale Normen
Verhaltensbasierte Interventionen für klimafreundliche Verhaltensweisen in Organisationen können auf unbewusste Verhaltensänderungen oder bewusste Verhaltenssteuerung abzielen. Mit Nudges („mentale Abkürzungen“) und Boosts („verbesserte Entscheidungsbasis“) lassen sich zwei konkurrierende Paradigmen unterscheiden:
Nudging beruht auf dem Konzept der begrenzten Rationalität und zielt darauf ab, Entscheidungen durch einfache Änderungen der Umgebung in eine gewünschte Richtung zu lenken, ohne die Entscheidungsfreiheit einzuschränken. Ein Beispiel hierfür ist die Platzierung gesunder Lebensmittel auf Augenhöhe in Kantinen.
Boosts hingegen sind reflektive Interventionen, die darauf abzielen, das Wissen und die Entscheidungskompetenzen der Individuen zu verbessern, um so langfristig bessere Entscheidungen zu fördern. Zu denken ist hier beispielsweise an die Bereitstellung von relevanten Hintergrundinformationen.
Soziale Normen beeinflussen das Verhalten durch die Erwartungen und Einstellungen anderer, wobei eine Differenzierung in deskriptive Normen („was andere tun“) und injunktive Normen („was andere für gut halten“) vorgenommen wird.
Experiment zur Wirkung von Verhaltensinterventionen
In einem Experiment mit 165 Studierenden an deutschen Universitäten wurde untersucht, wie effektiv Nudges und Boosts – für sich alleine und in Kombination mit sozialen Normen – die Beiträge von Teilnehmenden zu einer fiktiven organisationalen Klimaschutzinitiative beeinflussen. Die Studierenden hatten die Aufgabe, ein zusätzliches, ihnen privat zur Verfügung stehendes Budget in Höhe von 10 € auf Klimaschutzmaßnahmen ihrer Universität oder für private Zwecke zu verteilen. Die Ergebnisse zeigen, dass Nudges zu höheren Beiträgen (5,88 €) führen als Boosts (4,79 €) und dass injunktive soziale Normen die Effektivität beider Interventionen verringern. Insbesondere wurde beobachtet, dass Boosts in Kombination mit injunktiven sozialen Normen weniger wirksam sind als Nudges.
In dem Experiment mit 165 Studierenden an deutschen Universitäten wurde untersucht, wie effektiv Nudges und Boots – für sich alleine und in Kombination mit sozialen Normen – die Beiträge von Teilnehmenden zu einer fiktiven organisationalen Klimaschutzinitiative beeinflussen. Die Studierenden hatten die Aufgabe, ein zusätzliches, ihnen privat zur Verfügung stehendes Budget in Höhe von 10 € auf Klimamaßnahmen ihrer Universität oder für private Zwecke zu verteilen. Die Ergebnisse zeigen, dass Nudges zu höheren Beiträgen (5,88 €) führen als Boosts (4,79 €) und dass injunktive soziale Normen die Effektivität beider Interventionen verringern. Insbesondere wurde beobachtet, dass Boosts in Kombination mit injunktiven sozialen Normen weniger wirksam sind als Nudges.In dem Experiment mit 165 Studierenden an deutschen Universitäten wurden die Auswirkungen von Nudges und Boosts sowie von injunktiven sozialen Normen auf den Beitrag der Teilnehmenden zu einer fiktiven Klimaschutzinitiative untersucht. Die Studierenden hatten die Aufgabe, ein zusätzliches, ihnen privat zur Verfügung stehendes Budget in Höhe von 10 Euro auf Klimamaßnahmen ihrer Universität oder für private Zwecke zu verteilen. Die Ergebnisse zeigen, dass Nudges zu höheren Beiträgen (5,88 Euro) führen als Boosts (4,79 Euro) und dass injunktive soziale Normen die Effektivität beider Interventionen verringern. Insbesondere wurde beobachtet, dass Boosts in Kombination mit injunktiven sozialen Normen weniger wirksam sind als Nudges. Interessant ist, dass das Potenzial von Verhaltensinterventionen zur Förderung klimafreundlichen Verhaltens begrenzt zu sein scheint: Besonders Boosts in Kombination mit sozialen Normen führten zu geringeren Beiträgen (2,39 €) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe.
Begrenztes Potential von Verhaltensinterventionen
Die Ergebnisse zeigen, dass das Potenzial von Verhaltensinterventionen zur Förderung eines klimafreundlichen Verhaltens begrenzt ist. Mehr noch: Im Experiment resultierten Boosts und soziale Normen sogar in verringerten Beiträgen, das heißt, die bewirkte Verhaltensänderung steht konträr zur eigentlichen Intention.
Ein möglicher Grund für das Ausbleiben der erwünschten Verhaltensänderung kann darin liegen, dass die Effektivität von Interventionen stark davon abhängt, ob sie mit den Präferenzen der Adressaten übereinstimmen. Zusätzlich spielt die wahrgenommene Ausgewogenheit der Beiträge zur Bekämpfung des Klimawandels eine wichtige Rolle: Wenn Mitarbeitende den Eindruck haben, dass ihre individuellen Beiträge in einem unausgewogenen Verhältnis zu den Anstrengungen auf anderen Ebenen stehen, sinkt ihre Bereitschaft, sich für klimafreundliches Verhalten zu engagieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Potenzial von Verhaltensinterventionen zur Förderung klimafreundlichen Verhaltens begrenzt ist.
Kulturwandel als Aufgabe
Auch wenn die Übertragbarkeit der im Experiment gewonnenen Ergebnisse auf Unternehmen limitiert ist, implizieren die Erkenntnisse, dass Unternehmen, die klimafreundlicher agieren möchten, ihre Maßnahmen zum Erreichen dieses Ziels mit Bedacht wählen sollen. Insbesondere sollten Maßnahmen, die auf sozialen Normen basieren, nur dann genutzt werden, wenn diese Normen in der Organisation weitgehend akzeptiert und gelebt werden. Andernfalls können diese Interventionen in eine andere als die gewünschte Richtung wirken. In Konsequenz erscheint eine Motivation von Mitarbeitenden zu einem klimafreundlichen Verhalten ohne einen tiefgreifenden Kulturwandel hin zu einer stärkeren Gemeinwohlorientierung nur schwerlich induzierbar. Diese Aufgabe verlangt nach komplexeren Lösungsansätzen als den vermeintlich einfach implementierbaren Verhaltensinterventionen.
Zur Langfassung
Wie wirken sich Verhaltensinterventionen und soziale Normen auf klimafreundliches Verhalten in Organisationen aus?
Aufsatz | 8 Seiten
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