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Meldung

GBP-Monitor: Bilanzieller Gewinn dominiert weiterhin als zentrale Kennzahl für den Unternehmenserfolg

Jannis Bischof

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Unternehmens­rechnung │ Universität Mannheim
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Philipp Dörrenberg

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Betriebs­wirtschaft­liche Steuerlehre | Universität Mannheim
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Davud Rostam-Afschar

Area Accounting & Taxation | Universität Mannheim
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Dirk Simons

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Rechnungs­wesen │ Universität Mannheim
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Johannes Voget

Lehrstuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre, Taxation and Finance | Universität Mannheim
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Trotz aller Diskussionen über die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen: Die Daten des GBP zeigen, dass aktuell lediglich 11,1 % der Unternehmen in Deutschland nicht-finanzielle Kennzahlen bei der Festlegung ihrer Jahresziele berücksichtigen – weniger als noch im Vorjahr. In einem Jahr schwerer wirtschaftlicher Herausforderungen hat offenbar die Sicherung des finanziellen Erfolgs Vorrang vor nicht-finanziellen Zwecken.

German Business Panel (GBP)

Zum Jahreswechsel steht für die meisten Manager eine Bewertung des vergangenen Geschäftsjahres an. Wie steht das Unternehmen da? Wurden die gesteckten Jahresziele erreicht? Immer häufiger kommt dabei die Forderung auf, dass Unternehmen angesichts der sozialen und klimapolitischen Herausforderungen sich auch nicht-finanz­ielle Ziele setzen und deren Erreichung messen.

Die Berücksichtigung nicht-finanzieller Kennzahlen hat seit 2021 abgenommen

Seit Juli 2021 fragt das GBP daher, welche Kennzahlen Unternehmen in Deutschland bei ihren Zielvorgaben berücksichtigen. Die Daten zeigen, dass auch in 2022 die Sicherung des finanz­iellen Erfolgs Vorrang vor anderen, nicht-finanz­iellen Zielen hat: Lediglich 11,1 Prozent der Unternehmen berichteten, zur Erfolgsmessung, zusätzlich zu Bilanzgewinn oder Liquidität, auch nicht-finanz­ielle Kennzahlen heranzuziehen. Das sind sogar 3,6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr

Die Zahlen verdeutlichen, dass offenbar viele Unternehmen nach wie vor auf harte Finanzkennzahlen setzen. Gerade in einem Krisenjahr zählt für viele Unternehmen verständlicherweise zuerst die Sicherung der eigenen finanziellen Basis. Andere gesellschaftliche Ziele treten dahinter zurück. Prof. Dr. Jannis Bischof, Inhaber des Lehrstuhls für ABWL und Unternehmensrechnung an der Universität Mannheim und wissenschaftlicher Projektleiter des GBP


Kennzahlen zum Ressourcenverbrauch und zu CO2-Emissionen haben an Bedeutung gewonnen

Es ist also ein vergleichbar kleiner Kreis von Unternehmen, die auf nicht-finanz­ielle Kennzahlen setzen. Von ihnen berücksichtigen fast 90 Prozent in erster Linie die Mitarbeiter­zufriedenheit und 56 Prozent vor allem das eigene Image. Auf nachhaltigkeits­bezogene Kennzahlen wie CO2-Emissionen oder Wasser- und Energieverbrauch schauen 35,4 bzw. 29,3 Prozent der Befragten, die diese Kennzahlen nutzen. Dieser Anteil ist immerhin deutlich gestiegen (plus 12,1 bzw. 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Hier zeigt sich, dass mit zuletzt deutlich gestiegenen Energiekosten Unternehmen zunehmend erkennen, wie sich hoher Ressourcenverbrauch unmittelbar auf den finanz­iellen Erfolg auswirkt und daher als eigenes Ziel gerechtfertigt ist. Die Geschlechterquote rangiert mit 8,9 Prozent hingegen auf dem letzten Platz der Prioritätsliste.

Welche nicht-finanziellen Kennzahlen haben im vergangenen Jahr an Bedeutung gewonnen?
Die Abbildung zeigt die Änderung der Nutzung nicht-finanzieller Kennzahlen im 2. Halbjahr 2022 relativ zum Vorjahreszeitraum.

Im Baugewerbe werden nicht-finanzielle Kennzahlen besonders selten genutzt

Abhängig von der Industrie, Größe und örtlichen Lage eines Unternehmens ergeben sich erhebliche Unterschiede in der Verwendung nichtfinanzieller Indikatoren. Im Branchenvergleich stechen vor allem die Bereiche Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, IT sowie der Dienstleistungs­sektor für ihre Berücksichtigung weicher Faktoren hervor, wohingegen im Baugewerbe und im Handel nicht-finanz­ielle Kennzahlen besonders selten genutzt werden. Im Standortvergleich führen die Stadtstaaten Berlin und Hamburg die Tabelle an, Schlusslichter sind neben Baden-Württemberg auch Hessen und Sachsen-Anhalt.

Regionaler, branchen- und größenabhängiger Einsatz nichtfinanzieller Kennzahlen:
Die Abbildung verdeutlicht, welcher Anteil an Unternehmen in einzelnen Industrien, Größenklassen und Bundesländern nicht-finanzielle Kennzahlen zur Bestimmung der Jahresziele nutzt.

Nicht-finanzielle Kennzahlen werden in der Regel quartalsweise oder noch seltener aktualisiert

Während bilanzielle Kennzahlen vorwiegend auf monatlicher Basis verfolgt und gemeldet werden, gelten für nicht-finanzielle Kennzahlen deutlich längere Zeitintervalle. 59 % der Unternehmen, die diese Kennzahlen nutzen, aktualisieren nicht-finanzielle Indikatoren lediglich quartalsweise oder seltener. 19 % der Unternehmen erfassen solche Zahlen sogar nur auf jährlicher Basis. Zum Vergleich: Indikatoren zur Liquidität werden von mehr als der Hälfte der Unternehmen mindestens wöchentlich überprüft und an Führungskräfte berichtet.

Die Nutzung nicht-finanzieller Kennzahlen ist stark mit politischen Präferenzen korreliert

Die Wahrscheinlichkeit zur Verwendung nicht-finanzieller Kennzahlen hängt stark davon ab, welche Partei aus Sicht des Unternehmens in politischer Regierungsverantwortung stehen sollte. Hier schlägt sich die politische Debatte zu gesellschaftlicher Verantwortung und nichtfinanziellen Zwecken von Unternehmen erkennbar nieder. Äußert ein Unternehmen etwa eine Präferenz für eine Regierungsbeteiligung von Die Linke (27 %) oder Die Grünen (23 %), werden nicht-finanzielle Ziele häufiger in der Erfolgsmessung verwendet als bei einer Präferenz für die FDP oder CDU/CSU (jeweils 17 %).