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Debattenbeitrag

Auf dem Weg zu „Net Zero“ – die klimaorientierte Transformation von BASF und Henkel

Alexander Gerybadze

Internationales Management und Innovation | Universität Hohenheim
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Independent Advisor | tmk-expertise
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Ralph Schweens

Senior Advisor | Ipontix
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Die Europäische Kommission verfolgt mit dem Clean Industrial Deal das Ziel, Dekarbonisierung mit industrieller Wettbewerbsfähigkeit zu verbinden und bis 2050 EU-weite Klimaneutralität zu erreichen. Besonders gefordert sind Mitgliedsstaaten mit hoher Abhängigkeit von energie- und rohstoffintensiven Industrien. Die Chemieindustrie, nach wie vor eine wichtige Schlüsselindustrie in Deutschland wie auch für die EU insgesamt, stellt sozusagen den „Lackmustest“ für das Gelingen der angestrebten klimapolitischen Transformation dar. Entscheidend ist dabei die durchgängige Emissionsreduzierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette, also aller vor- und nachgelagerter Stufen im Scope 3. Dies setzt partnerschaftliche Innovationsstrategien der beteiligten Unternehmen voraus. Durch konsequenten Einsatz des Biomass-Balance-Ansatzes demonstrieren die beiden Unternehmen BASF und Henkel, wie sich fossile Rohstoffe durch biobasierte Rohstoffe ersetzen lassen und der Pfad in Richtung NetZero beschritten wird.

Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen einer Fallstudie die Transformationsstrategien von BASF und Henkel als beispielhafte Großunternehmen der deutschen Industrie analysiert und insbesondere eine auf Emissionsminderung gerichtete Zusammenarbeit beider Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette untersucht.

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Auf dem Weg zu „Net Zero“ – die klimaorientierte Transformation von BASF und Henkel

 

Debattenbeitrag | 9 Seiten
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Klimastrategien von BASF und Henkel

Henkel verfolgt im Rahmen seiner Net-Zero-Roadmap wissenschaftlich validierte Klimaziele, die eine Reduktion der Scope-1- und Scope-2-Emissionen um 42 % sowie der Scope-3-Emissionen um 30 % bis 2030 (Basisjahr: 2021) vorsehen; bis 2045 soll Klimaneutralität über die gesamte Wertschöpfungskette erreicht sein. Maßnahmen umfassen u. a. die vollständige Umstellung auf erneuerbaren Strom bis 2030 – wovon bereits 89 % erreicht sind – sowie Energieeffizienzsteigerungen und Digitalisierung.

BASF plant, die CO₂-Emissionen in Scope 1 und 2 bis 2030 gegenüber 2018 um 25 % zu senken und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen; bisher wurden die Emissionen gegenüber 1990 bereits um fast 50 % reduziert. Wesentliche Hebel sind der Ausbau erneuerbarer Energien, Elektrifizierung der Dampfversorgung, technologische Innovationen sowie Investitionen von bis zu 4 Mrd. € bis 2030. Beide Unternehmen haben Nachhaltigkeitsthemen strategisch verankert: Bei BASF im Bereich Corporate Development mit zusätzlichem „Net Zero Accelerator“, bei Henkel im unternehmensweiten Sustainability Council unter Leitung eines Vorstandsmitglieds.

Das BASF-Henkel-Kooperationsprojekt

Im Rahmen einer Kooperation analysierten Henkel und BASF ab 2021 den CO₂-Fußabdruck fossiler Rohstoffe und entwickelten Strategien zur Reduktion der Emissionen. Zentrales Instrument war der zertifizierte Biomass-Balance-Ansatz, bei dem fossile durch biobasierte Kohlenwasserstoffe substituiert werden, ohne Produkteigenschaften oder Produktionsprozesse wesentlich zu verändern. Durch die Umstellung konnte Henkel zwischen 2022 und 2026 jährlich 111.000 Tonnen Rohstoffe substituieren und 200.000 Tonnen CO₂ einsparen. BASF stellte dafür eine PCF-Datenbank sowie eine lückenlose Chain-of-Custody-Dokumentation bereit, die den gesamten Rohstofffluss rückverfolgbar macht. Die Umsetzung erfolgte in gemischten, interdisziplinären Teams unter Top-Management-Beteiligung beider Unternehmen innerhalb von zwei Jahren bis zur Serienproduktion.

Lessons Learned: Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien innerhalb von Netzwerken

Aus der Zusammenarbeit von BASF und Henkel ergeben sich einige substanzielle Erfahrungswerte, die sich für ähnliche Projekte als nützlich erweisen können:

Lessons Learned

Think Big und betone Skalierung

Viele Unternehmen verfolgen ambitionierte Emissionsziele, verlieren jedoch auf operativer Ebene an Fokus. Maßnahmen beschränken sich häufig auf einzelne Produkte oder Geschäftsbereiche und verbleiben im Stadium von Pilotprojekten. Ohne frühzeitige Skalierung fehlt diesen Projekten sowohl wirtschaftliche Tragfähigkeit als auch interne Sichtbarkeit. Substanzielle Emissionsminderungen erfordern die Einbindung zentraler Unternehmensbereiche und umsatzstarker Geschäftsfelder. Größere Referenzprojekte bieten dabei bei vergleichbarem Aufwand eine deutlich höhere Wirkung als kleinteilige Vorhaben.

Wähle einen engagierten Partner

Die größten Potenziale zur CO₂-Minderung liegen häufig im Bereich Scope 3. Der Erfolg entsprechender Maßnahmen hängt wesentlich von der Kooperation mit Partnern ab, die sowohl wesentliche Emissionsverursacher als auch intrinsisch an Reduktionen interessiert sind. Voraussetzung ist eine strategische Passung der Unternehmenskulturen sowie die Bündelung komplementärer Ressourcen und Kompetenzen. Entscheidend ist zudem die Fähigkeit beider Seiten, auch in kritischen Projektphasen handlungsfähig zu bleiben. Im Fall von BASF und Henkel trugen insbesondere die funktionsübergreifende Zusammenarbeit und breite organisatorische Verankerung zur erfolgreichen Umsetzung bei.

Top-Management Commitment

Ein starkes Top-Management-Commitment ist zentral für den Erfolg von Nachhaltigkeitsinitiativen. Notwendig sind klare Priorisierung, Ressourcenbereitstellung sowie die Fähigkeit zur schnellen Konfliktlösung. Besonders bei kostenbezogenen Zielkonflikten im Tagesgeschäft kann nur die oberste Führungsebene verbindliche Entscheidungen treffen und Steuerungsimpulse setzen.

Agiles Projektmanagement

Im Projektverlauf können sich zentrale Einflussfaktoren wie Rohstoffverfügbarkeit, Kostenstrukturen und Kundenpräferenzen dynamisch verändern. Die kontinuierliche Emissionsreduktion entlang der Wertschöpfungskette erfordert daher hohe Reaktionsfähigkeit. Gleichzeitig besteht ein Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach nachhaltigen Lösungen und begrenzter Zahlungsbereitschaft auf Kundenseite. Projektpartner müssen dieses Zielkonfliktfeld aktiv managen, flexible Lösungsansätze entwickeln und langfristige Umsetzungsbereitschaft sichern.