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Meldung

Mehrheit der deutschen Wirtschaftsforscher befürwortet geringere Unternehmens­steuern und eine Abschaffung des Solidaritätszuschlags

| 3 Min. Lesezeit

Jannis Bischof

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Unternehmens­rechnung │ Universität Mannheim
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Philipp Dörrenberg

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Betriebs­wirtschaft­liche Steuerlehre | Universität Mannheim
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Davud Rostam-Afschar

Area Accounting & Taxation | Universität Mannheim
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Thomas Simon

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Rechnungs­wesen | Universität Mannheim
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Dirk Simons

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Rechnungs­wesen │ Universität Mannheim
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Johannes Voget

Lehrstuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre, Taxation and Finance | Universität Mannheim
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Die erste Expertenbefragung des GBP unter Ökonomen in Deutschland steht unter dem Fokus steuer­politischer Fragen. Die Ergebnisse zeigen ein klares Bild, wie Wirtschaftsforscher die Unternehmensbe­steuerung in Deutschland einschätzen: Die Mehrheit der Wissenschaftler (55,8 %) plädiert für eine Senkung der Gewinnbesteuerung von Unternehmen.

Aktuelle Trends im Überblick

Trotz der kürzlichen Verabschiedung des Wachstumschancengesetz durch Bundestag und Bundesrat deutet eine GBP-Befragung von Wirtschaftswissenschaftlern darauf hin, dass weitere Maßnahmen nötig sind, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu stärken. So sprechen sich die befragten Experten mit einer deutlichen Mehrheit für eine steuerliche Entlastung der Unternehmen in Deutschland aus, zum Beispiel durch eine vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Empfeh­lung und Erwartung der Forscher klaffen allerdings auseinander: In den kommenden zwei Jahren rech­nen die Experten lediglich mit geringfügigen Veränderungen der tariflichen Unter­neh­mens­steuern. Aufgrund unzu­rei­chender Investi­tionsanreize und einer Zunahme regulatorischer Belastungen äußert eine Mehrheit der Wirtschaftsforscher ihre Unzufriedenheit mit der deutschen Wirtschaftspolitik.

Als Haupt­argumente für eine Steuersenkung werden die Förderung von Investitionsanreizen und die Verbesserung der Stand­ort­attraktivität Deutschlands angeführt. Nur 10,8 % der Experten unterstützen höhere Unternehmenssteuern.

Ein noch größerer Teil der Ökonomen (72,5 %) befürwortet die Abschaffung des Soli­da­ritätszuschlags, der einst zur Finanzierung der deutschen Einheit eingeführt wurde und bereits für viele Lohnsteuerzahler und Personengesellschaften entfällt oder reduziert ist. Kapitalgesellschaften hingegen leisten nach wie vor einen 5,5%-igen Zuschlag auf ihre Körperschaftsteuer. Nur 27,5 % der befragten Wissenschaftler sprechen sich dafür aus, diesen Zuschlag beizubehalten.

Forscher mit Steuerfokus sind besonders häufig für Steuererleichterungen

Die Befürwortung steuerlicher Erleichterungen für Unternehmen ist ein übergreifender Konsens unter den befragten Experten, unabhängig von ihren Forschungsfeldern und ihrer beruflichen Erfahrung. Bei Aufgliederung dieses Befunds wird jedoch deutlich, dass vor allem Wissenschaftler mit einem Fokus auf Steuerthemen eine Senkung der Unternehmenssteuern präferieren. Dies gilt insbesondere für Exper­ten mit einem betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Hinsichtlich der Berufserfahrung zeigt sich, dass Professoren im Vergleich zu (Post-)Doktoranden verstärkt zugunsten von Steuererleichterungen plädieren.

Kurzfristig gehen die Experten nur von geringfügigen steuerlichen Veränderungen aus

Obgleich die Mehrheit der Wirtschaftsforscher für eine Verringerung der Unternehmenssteuern in Deutschland plädiert, erwarten sie in naher Zukunft keine bedeutenden steuerlichen Anpassungen. Es wird prognostiziert, dass sich die Gewinnsteuerlast für Unternehmen bis zum Jahr 2026 auf einem stabilen Niveau bewegen wird.

Bei Aufgliederung nach der Unternehmensform zeichnen sich leichte Veränderungen im Zeitverlauf ab. Bis zum Jahr 2025 gehen die Experten von keinen Änderungen bei den Sätzen der Körperschaft- und Einkommensteuer aus. Für das Jahr danach halten sie jedoch kleine Anpassungen für möglich. Hier wird eine leichte Reduktion bei der Körperschaftsteuer vorhergesagt, während im Durchschnitt eine leichte Anhebung bei der Einkommensteuer erwartet wird. Diese unterschiedlichen Trends bei der Steuerlast würden dazu führen, dass die durchschnittliche Belastung durch Gewinnsteuern über alle Unternehmen hinweg unverändert bliebe.

Die Hälfte der Wirtschaftsforscher ist unzufrieden mit der deutschen Wirtschaftspolitik

Neben ihrer Meinung zur Steuerpolitik wurden die Fachleute auch nach ihrer allgemeinen Zu­frie­den­heit mit der Wirtschaftspolitik in Deutschland befragt. Die Ergebnisse deuten auf eine eher kritische Haltung der Experten hin. Mehr als die Hälfte der Wissenschaftler, 50,2 %, äußert sich als eher unzufrieden oder sehr unzufrieden mit der aktuellen Wirtschaftspolitik. Während 40,7 % der Forscher eine neutrale Position einnehmen, bekunden lediglich 9,2 % ihre Zufriedenheit mit den wirtschafts­po­litischen Entscheidungen. Auffallend ist, dass sich keiner der 274 befragten Forscher als sehr zufrieden mit der Wirtschaftspolitik zeigt. Als Hauptgründe für ihre Unzufriedenheit nennen die Wissenschaftler fehlende Investitionsanreize und steigende steuerliche sowie regula­to­rische Belastungen, die gerade kleine und mittlere Unternehmen treffen.

Die Forschenden teilen ihre wirtschaftspolitische Unzufriedenheit mit den Unternehmern des Landes. Die Ergebnisse aus der kontinuierlichen GBP-Firmenumfrage im März 2024 zeigen allerdings, dass Unternehmen die Wirtschaftspolitik sogar noch kritischer sehen. Eine deutliche Mehrheit von 68,9 % der Unter­nehmen gibt der Wirtschaftspolitik eine schlechte Bewertung, mit einem besonders hohen Anteil von 42,9 %, die sich als sehr unzufrieden einstufen – ein Verhältnis, das etwa das Dreifache der entsprechenden Quote unter den Experten beträgt.

Aufsatz | 4 Seiten

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