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Forschungs-Impuls

Mehr als nur Geld: Was der Verkauf von selbsterstellten Produkten bringt

| 3 Min. Lesezeit

Benedikt Schnurr

Professor Benedikt Schnurr vertritt seit 2021 die Professur für Marketing and der Technischen Universität München (TUM). Zuvor studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Promotion schloss er 2014 an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck ab und wechselte 2018 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Technischen Universität München (TUM). In seiner Forschung befasst sich Benedikt Schnurr mit neuen Marktphänomenen, der Beziehung zwischen sozio-ökonomischen Ungleichheiten und Konsum, sowie mit nachhaltigem Konsumentenverhalten. Seine Forschungsarbeiten wurden in namhaften wissenschaftlichen Zeitschriften, wie etwa dem Journal of Marketing, Journal of Consumer Research, und dem Journal of Consumer Psychology veröffentlicht.
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Christoph Fuchs

Christoph Fuchs ist Professor für Marketing an der Universität Wien. Vor seinem Wechsel an die Universität Wien war er an der Technischen Universität München (TUM) sowie an der Erasmus University Rotterdam in den Niederlanden tätig. Seine Forschungsinteressen liegen an der Schnittstelle von Marketing, Technologie und menschlichem Verhalten. Seine Forschungsergebnisse wurden in führenden Fachzeitschriften wie dem Academy of Management Journal, Journal of Marketing, Journal of Consumer Research, Management Science oder Nature Human Behaviour veröffentlicht. Zusätzlich ist Professor Fuchs als Associate Editor für das Journal of Marketing und das Journal of Consumer Research tätig, zwei der führenden Fachzeitschriften im Bereich Marketing.


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Elisa Maira

Dr. Elisa Maira ist User Experience Research Lead bei bol.com. Sie promovierte 2018 in Marketing an der Rotterdam School of Management und arbeitete im Laufe ihrer Karriere sowohl in der Wissenschaft als auch in der Industrie. Während ihrer Zeit in der Wissenschaft beschäftigte sie sich mit der Frage, wie Marketingstrategien Verbraucherentscheidungen beeinflussen, sowie mit den psychologischen Folgen des Verkaufens der eigens hergestellten Produkte. Ihre Forschungsarbeiten wurde im Journal of Marketing veröffentlicht.
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Stefano Puntoni

Stefano Puntoni ist Sebastian S. Kresge Professor für Marketing an der Wharton School, University of Pennsylvania. Seine Forschung ist in zahlreichen führenden Fachzeitschriften erschienen und untersucht, wie künstliche Intelligenz und Automatisierung den Konsum und die Gesellschaft verändern. Stefano hat einen Doktortitel in Marketing von der London Business School und einen Abschluss in Statistik und Wirtschaftswissenschaften von der Universität Padua, Italien.
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Martin Schreier

Univ.-Prof. Dr. Martin Schreier ist seit 2018 Vorstand des Departments für Marketing und seit 2012 Vorstand des Instituts für Marketing-Management der WU Wien. Davor war er als Marketingprofessor an der renommierten Università Commerciale Luigi Bocconi in Mailand tätig. Martin Schreier ist aktuell Chefredakteur (Editor-in-Chief) der Fachzeitschrift International Journal of Research in Marketing, das offizielle Journal der European Marketing Academy (EMAC). Seine Forschungsarbeiten wurden in internationalen Top Journals veröffentlicht (z.B. Journal of Marketing, Journal of Marketing Research, Management Science), mit Best Paper Awards ausgezeichnet und von nationalen und internationalen Medien aufgegriffen und diskutiert (z.B. Harvard Business Review, The Boston Globe, 3SAT, Ö1, Die Presse, Handelsblatt, Salzburger Nachrichten, etc.).
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Stijn M.J. van Osselaer

Professor Stijn van Osselaer ist der S.C. Johnson-Professor für Marketing an der Cornell University. Professor van Osselaer arbeitet an einer breiten Palette von Forschungsthemen, darunter der Verbindung von Kunden und Produzenten, wie Konsumenzscheidungen Kunden geerdet fühlen lassen, dem Kunden-Selbstwertgefühl, Konsumentscheidungen, und Forschungsmethoden. Seine Arbeit ist unter anderem im Journal of Marketing Research, Journal of Consumer Research Journal of Marketing erschienen. Professor van Osselaer unterrichtete zuvor an der Chicago Booth, der London Business School und der Rotterdam School of Management (RSM). Er war Präsident der Society for Consumer Psychology, Associate Dean für akademische Angelegenheiten an der Cornell University, Abteilungsleiter sowohl an der RSM als auch an der Cornell University, Associate Editor bei verschiedenen Zeitschriften und Konferenzleiter, sowie Mitglied des Vorstands der Association for Consumer Research.
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Traditionelle Modelle des Produzentenverhaltens gehen davon aus, dass dieses vor allem durch die monetären Verkaufserlöse bestimmt wird. Aktuelle Studien zeigen, dass Produzenten durch den Verkauf ihrer Produkte eine Belohnung erhalten, die über das rein Monetäre hinausgeht. Mit dem Kauf löst der Käufer ein Signal über die Qualifikation des Produzenten aus. Dieses Signal gibt dem Produzenten ein Gefühl der Selbstbestätigung und steigert seine Zufriedenheit. Um das Verhalten von Produzenten zu verstehen, muss daher der Blickwinkel vom rein monetären Nutzen auf den sozio-emotionalen Nutzen der Selbstbestätigung erweitert werden.

Kurzimpuls

Aus dem erfolgreichen Verkauf selbsterstellter Produkte ziehen Verkäufer einen Nutzen, der über den rein monetären Erfolg hinausgeht. Diese Schlussfolgerung lassen aktuelle Studien von Schnurr, Fuchs, Maira, Puntoni, Schreier und van Osselaer zu. Sie zeigen, dass die Verkäufer ihren Verkaufserfolg als positives Signal des Marktes interpretieren, das Rückschlüsse auf ihre Kompetenz als Produzent beinhaltet und damit ihre Zufriedenheit steigert. Die Signalwirkung der Verkäufe wird verstärkt, wenn es sich bei dem Kaufakt um eine bewusste Entscheidung des Käufers handelt und wenn dieser eine Kaufentscheidung trifft, die mit weiteren finanziellen Kosten für ihn verbunden ist (z.B. Versandkosten). Des Weiteren führen erfolgreiche Verkaufsabschlüsse zu einem höheren Grad der Zufriedenheit des Verkäufers als alternative, nicht-monetäre Signale wie z.B. „Likes“. Schließlich ist der Effekt ausgeprägter, wenn die angebotenen Produkte durch den Verkäufer selbst hergestellt wurden. Auch der umgekehrte Effekt gilt: Werden selbsterstellte Produkte nicht gekauft, verringert dies die Zufriedenheit des Produzenten im Vergleich zu dem Maß an Zufriedenheit, das er durch die Produktion selbst erlangt hat.

Immer mehr Menschen bieten ihre handgefertigten Produkte auf elektronischen Plattformen wie Etsy, Amazon Handmade, Artfire und Folksy an. Diese Zunahme individueller Produzenten ist in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Wettbewerb für etablierte Unternehmen geworden. Im Jahr 2020 meldete beispielsweise Etsy ein Gesamttransaktionsvolumen von rund 10 Milliarden US-Dollar, wobei fast 4,4 Millionen Produzenten ihre handgefertigten Produkte rund 82 Millionen Käufern anboten.

Sozio-emotionaler Nutzen durch Verkauf selbsterstellter Produkte

Aktuelle Studien von Benedikt Schnurr, Christoph Fuchs, Elisa Maira, Stefano Puntoni, Martin Schreier und Stijn van Osselaer legen nahe, dass der Anstieg der Menschen, die ihre Produkte auf diesen elektronischen Plattformen verkaufen, nicht allein durch finanzielle Anreize erklärt werden kann. Das Forscherteam zeigt, dass der Verkauf von selbst hergestellten Produkten neben dem monetären Nutzen auch einen sozio-emotionalen Nutzen bewirkt und die Zufriedenheit des Produzenten über den wirtschaftlichen Verkaufserfolg hinaus steigert.

This research shows that producers derive happiness from selling their wares that goes above and beyond any monetary rewards. Benedikt Schnurr, Christoph Fuchs, Elisa Maira, Stefano Puntoni, Martin Schreier, Stijn van Osselaer, 2022

Verkaufserfolg als positives Signal des Marktes

Personen, die ihre selbst hergestellten Produkte verkaufen, sind glücklicher als Personen, die weniger verkaufen, selbst dann, wenn sie mit ihren Mehrverkäufen nicht auch mehr Geld verdienen. Dieser Effekt lässt sich darauf zurückführen, dass sie ihren Verkaufserfolg als positives Signal des Marktes interpretieren. Die Verkäufe zeigen ihnen, dass sie erfahrene und kompetente Produzenten sind: Personen, die mehr von ihren selbst hergestellten Produkten verkaufen, fühlen sich kompetenter, was sie wiederum zufriedener macht. Diesen Effekt von Verkäufen auf die Zufriedenheit belegen Schnurr, Fuchs, Maira, Puntoni, Schreier und van Osselaer in einer ersten Studie unter Etsy-Verkäufern. In mehreren Experimenten zeigen sie zudem Folgendes:

Bewusste Kaufentscheidungen

Erstens erhöhen Verkäufe die Zufriedenheit der Produzenten stärker, wenn Käufer sich bewusst für den Kauf der Produkte des Produzenten entscheiden, als wenn Käufer die Produkte des Produzenten zufällig auswählen.

Monetäre Kosten des Käufers

Zweitens erhöhen Verkäufe die Zufriedenheit der Produzenten stärker, wenn den Käufern höhere monetäre Kosten entstehen, selbst wenn diese höheren Kosten nicht zu höheren monetären Einnahmen für den Produzenten führen (z. B., wenn Käufer höhere Versandkosten tragen müssen).

Monetäre Marktsignale

Drittens sind Personen, die mehr ihrer selbst hergestellten Produkte verkaufen, glücklicher als Personen, deren selbst hergestellte Produkte z.B. mehr „Likes“ erhalten. Das heißt, erfolgreiche Verkäufe haben eine stärkere Wirkung auf die Zufriedenheit als alternative, nicht monetäre Formen von Marktsignalen.

Selbsthergestellte Produkte

Viertens erhöhen Verkäufe die Zufriedenheit der Produzenten stärker, wenn sie Produkte verkaufen, die von ihnen selbst hergestellt wurden, im Vergleich zu dem Fall, in dem die Produkte von jemand anderem hergestellt wurden.

Negativer Effekt des Nicht-Verkaufens

Jedoch gibt es auch eine Kehrseite des positiven Verkaufseffekts: Wenn ein selbst hergestellter Artikel nicht verkauft wird, sinkt die Zufriedenheit der Produzenten. Tatsächlich sind sie weniger glücklich als diejenigen, die nicht versuchen, ihre eigenen Produkte zu verkaufen, selbst wenn beide gleich viel Geld verdienen.

Fazit

Insgesamt verdeutlicht die Forschung von Schnurr, Fuchs, Maira, Puntoni, Schreier und van Osselaer den nicht-ökonomischen Wert von Verkäufen: Verkaufen macht Menschen über den monetären Nutzen aus diesen Verkäufen hinaus glücklich. Die Teilnahme am Marktgeschehen kann somit eine positive Quelle der Selbstbestätigung und Zufriedenheit für Menschen sein.

Mehr zum Thema

Der nicht-monetäre Nutzen des Verkaufs selbsthergestellter Produkte

Aufsatz | 9 Seiten

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