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Meldung

GBP-Monitor Q1/2023: Trotz leichter Entspannung sehen Unternehmen Inflationsrate über 8 %

| 3 Min. Lesezeit

Jannis Bischof

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Unternehmens­rechnung │ Universität Mannheim
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Philipp Dörrenberg

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Betriebs­wirtschaft­liche Steuerlehre | Universität Mannheim
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Davud Rostam-Afschar

Area Accounting & Taxation | Universität Mannheim
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Thomas Simon

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Rechnungs­wesen | Universität Mannheim
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Dirk Simons

Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Rechnungs­wesen │ Universität Mannheim
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Johannes Voget

Lehrstuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre, Taxation and Finance | Universität Mannheim
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Im Dezember prognostizierte die Bundesbank für 2024 einen deutlichen Rückgang der Inflationsrate auf 4,1 Prozent. Doch laut Daten des GBP gibt es aktuell noch keinen Grund zur Entwarnung. Auch für 2024 rechnen Unternehmen – entgegen der Prognose – noch immer mit einer Inflationsrate von über 8 % und ziehen ihre Preise nicht nur in den energieintensiven Branchen weiter an.

Aktuelle Unternehmenstrends im Überblick

Als langfristiges Befragungspanel analysiert das GBP die betriebswirtschaftlichen Einschätzungen und Erwartungen von Unternehmen in Deutschland: Im 1. Quartal 2023 haben sich die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen stabilisiert. Die erwarteten Gewinne, Umsätze und Investitionen liegen seit Jahresbeginn stabil im positiven Bereich. Die Phase besonders hoher Volatilität der Geschäftsaussichten infolge des Kriegsausbruchs in der Ukraine scheint damit vorerst beendet.

Die erwartete Gewinnveränderung rangiert aktuell bei 1,8 %. Im Laufe des Quartals ist sie zunächst stark um 2,1 Prozentpunkte angestiegen, dann leicht um 0,93 Prozentpunkte zurückgegangen, um schließlich wieder um 0,63 Prozentpunkte leicht anzusteigen. Trotz der anhaltenden konjunkturellen Sorgen kommt hier ein positiver Trend zum Ausdruck. Die prognostizierten Umsatz- und  Investitionsänderungen liegen sogar bei 4 % und damit noch deutlicher in der Wachstumszone.

Der Anstieg der erwarteten Gewinnveränderungsrate schlägt sich nicht in einem Rückgang des Risikos für Unternehmensaufgaben nieder. Die Ausfallwahrscheinlichkeit steigt zwei Mal in Folge von 12,5 % im Januar auf zurzeit 13,94 %.

Die Zufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik sinkt nach einer leichten Erholung zu Jahresbeginn ebenfalls zwei Monate in Folge und liegt aktuell mit 3,06 Punkte auf einer Skala von 0 (sehr unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) auf dem zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Juli 2021.

Beschaffungs- und Lohnkosten als Preistreiber

German Business Panel (GBP)

Hauptverantwortlich für die aktuelle Preis­ent­wicklung sind steigende Material- und Lohnkosten. Demnach nennen 64 % der Unternehmen erhöhte Material- bzw. Energiepreise und 61 % der Befragten steigende Lohnkosten als Hauptgründe für Preisanpassungen. Während energieintensive Betrie­be vor allem steigende Beschaffungskosten für Material und Energie kompensieren müssen, werden Preise im arbeitsintensiven Gastgewerbe und der Gastronomie insbesondere durch hö­here Lohnkosten getrie­ben. Demgegenüber scheinen Nachfrageeffekte (27 %), ge­­­­­­setz­liche Vorschriften (26 %) und Einflüsse des Wett­be­werbs am Markt (21 %) momentan nur eine untergeordnete Bedeutung für die Preisbildung zu haben.

Nachfrageeffekte der Preissteigerungen

Wie reagieren die Kunden auf die steigenden Preise? Aufgrund der hohen Inflation können sich Kunden aktuell kaum dem allgemeinen Preisanstieg entziehen und auf günstigere Anbieter ausweichen. Dies gilt vor allem für die Güter des täglichen Bedarfs. Anders sieht das für das Baugewerbe aus. Hier reagieren die Kunden besonders empfindlich auf weitere Preissteigerungen. Aufgrund massiv gestiegener Beschaffungspreise und höheren Zinsen hat sich der Preisdruck in diesem Wirt­schafts­zweig zuletzt signifikant verstärkt. Und doch ist der Anteil preiserhöhender Unternehmen im Baugewer­be seit dem Sommer 2022 überdurchschnittlich stark zurückge­gangen.

Investitionsabsichten und Standortfaktoren

Die mittelfristigen Investitionsabsichten der Unternehmen in Deutschland sind vor allem lokaler Natur und beziehen sich auf den jeweiligen bisherigen Hauptstandort. Während etwa 85 % aller Befragten (Re-)Investitionen in den eigenen Hauptstandort planen, sinkt die Relevanz anderer Investitionsstandorte mit zunehmender Distanz. Aber welche lokalen Standortfaktoren sind für Unternehmen wichtig?

Die Abbildung beschreibt, welche Standortfaktoren aus Unternehmenssicht relevant für die Attraktivität einer Gemeinde als potenzieller Unternehmensstandort sind. Die Befragten verteilen zu diesem Zweck genau 100 Punkte auf die gelisteten Faktoren. Als Punkt wird der mittlere Wert dargestellt. Im hervorgehobenen Intervall liegen 50 % der Antworten (25-75 % Quantil).

In der Befragung des GBP zeigt sich, dass eine leistungsfähige digitale Infrastruktur vor Ort in den Kommunen den wichtigsten Standortfaktor darstellt. Daneben haben die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte vor Ort, eine gute Verkehrsinfrastruktur sowie geeignete Gewerbeflächen besondere Relevanz. Im Vergleich dazu sind niedrige Steuern und Gebühren nur von mittlerer Bedeutung. Allerdings unterschätzen die befragten Unternehmen die eigene Gewerbesteuerbelastung im Durchschnitt.

Schnelles Internet ist Unternehmen wichtiger als niedrige Gewerbesteuer. Investitionen in die öffentliche Infrastruktur sind daher ein wirksameres Instrument als Steuervergünstigungen, um Unternehmen anzuziehen.

Tatsächliche und wahrgenommene Unterschiede von Standortfaktoren

Dass es durchaus relevante Unterschiede hinsichtlich der Standortfaktoren zwischen den Kommunen gibt, verdeutlicht das GBP am Beispiel der Höhe der örtlichen Gewerbesteuerhebesätze und der kommunalen Erreichbarkeit von Autobahnen. Eine Gegenüberstellung der tatsächlichen Werte mit den Einschätzungen, welcher Anteil an Kommunen in Deutschland einen niedrigeren Gewerbesteuerhebesatz und eine schnellere Autobahnanbindung aufweist, offenbart große Differenzen. Die befragten Unternehmer unterschätzen die relative Höhe ihres Gewerbesteuerhebesatzes teils massiv. Insgesamt 82 % der Befragten unterbewerten den Anteil an Kommunen mit niedrigeren Gewerbesteuerhebesätzen; die tatsächliche Anzahl an Kommunen, die einen niedrigeren Hebesatz aufweisen, liegt also über der eigenen Wahrnehmung. Anders sieht es aber aus, wenn Unternehmer die ungefähre Zeit zur nächsten Autobahnauffahrt als Maß für die Erreichbarkeit von Verkehrsinfrastruktur einschätzen sollen. Zwar zeigt sich auch hier, dass die Befragten dazu tendieren, die Fahrzeit zur nächsten Autobahn relativ zu anderen Kommunen eher zu unter- als zu überschätzen (59 % vs. 41 %). Trotzdem scheinen Unternehmer in Bezug auf diesen infrastrukturellen Faktor besser informiert zu sein.

Die Abbildung zeigt die Differenz aus ‚Schätzung und den tatsächlichen Standortbedingungen, wobei der Median der Fehlerwahrnehmung farblich hervorgehoben ist. Negative Werte signalisieren eine Unterschätzung der relativen Steuerlast bzw. der relativen Fahrzeit zur nächsten Autobahn.

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