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Forschungs-Impuls

Fehlschläge als Ausgangspunkt für langfristigen Erfolg

| 3 Min. Lesezeit

Erk P. Piening

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Ferdinand Thies

Institut Digital Technology Management | Berner Fachhochschule
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Michael Wessel

Institut für Digitalisierung | Copenhagen Business School
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Alexander Benlian

Fachgebiet Information Systems & E-Services | Technische Universität Darmstadt
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Rück- oder Fehlschläge sind natürliche Bestandteile des täglichen Lebens, sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umfeld. Insbesondere Start-ups und Technologieunternehmen sind ständig unsicheren Bedingungen ausgesetzt und erleiden oft Misserfolge. Negatives Leistungsfeedback zu interpretieren, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und eine geeignete Suchstrategie zur Lösung des Problems zu wählen, ist alles andere als einfach, aber für den Erfolg von Folgeprojekten elementar.

Kurzimpuls

Eine Studie auf Basis eines Datensatzes von über 65.000 Crowdfunding-Projekten geht der Frage nach, wie umfassend Entrepreneure ihre Strategien in Anhängigkeit des Schweregrads und der Häufigkeit von Misserfolgserlebnissen verändern. Diese sogenannte Suchdistanz steht in einer U-förmigen Beziehung zum Schweregrad des Misserfolgs; die Häufigkeit von Fehlschlägen zeigt dahingegen einen umgekehrt U-förmigen Effekt auf die Suchdistanz. Die Daten lassen zudem den Schluss zu, dass eine moderate Strategieanpassung die Erfolgschancen von Folgeprojekten am stärksten positiv beeinflusst. Für Entscheidungsträger lässt sich hieraus ableiten, den moderat schwerwiegenden Fehlschlägen, die gemäß Studie den geringsten Handlungsdruck auslösen, hinreichend Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Zudem sollten Veränderungen nach Misserfolgen mit Augenmaß implementiert werden.

Für Unternehmen sind Misserfolge ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite können selbst kleinere Fehlschläge weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen und unter Umständen sogar die Existenz eines Unternehmens gefährden. Speziell für Start-ups, die oft nur über geringe Ressourcen verfügen, können gescheiterte Projekte und andere Misserfolge existenzbedrohend sein. Auf der anderen Seite können Fehlschläge aber durchaus positive Effekte haben, wenn sie als Ausgangspunkte für Reflexions- und Lernprozesse verstanden werden, die Unternehmen dabei helfen, sich zu verbessern und langfristig erfolgreicher zu werden.

Widersprüchliche Studienlage

Zahlreiche Studien stützen die Annahme, dass Misserfolge bzw. Zielverfehlungen Entscheidungsträger dazu bringen, Risiken einzugehen, nach neuen Lösungen zu suchen und Innovationen zu implementieren. Je größer das Problem bzw. je weiter ein Unternehmen von seinem ursprünglichen Ziel entfernt ist, desto eher ist es bereit, bestehende Strategien, Prozesse und Praktiken infrage zu stellen und radikal neue Lösungen in Betracht zu ziehen.

Es finden sich aber auch Anhaltspunkte dafür, dass Individuen und Organisationen in Krisensituation dazu neigen, Risiken zu vermeiden, Ressourcen sparsam einzusetzen und sich auf bestehende Handlungspfade zu fokussieren. Demnach werden die Suche nach neuen Lösungsansätzen und organisationales Lernen durch Misserfolge also unterdrückt.

Interessanterweise wird angenommen, dass diese im Kern gegensätzlichen Reaktionen auf Misserfolge umso wahrscheinlicher werden, je schwerwiegender und anhaltender der Misserfolg ist. Oder anders ausgedrückt: Entscheidungsträger werden durch schwere und wiederholte Misserfolge sowohl zu Veränderung gedrängt als auch davon abgehalten, da dadurch einerseits der wahrgenommene Handlungsdruck und andererseits die wahrgenommenen Risiken steigen. Eine Studie, die sich auf die Daten der Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“ stützt, gibt Anhaltspunkte, wie sich dieser Widerspruch auflösen lässt.

Nicht lineare Zusammenhänge zwischen Misserfolgsausprägungen und Suchdistanz

Die Analyse von über 65.000 Crowdfunding Kampagnen bestätigt, dass die Suchdistanz, das heißt, wie umfassend Entrepreneure ihre Projekte nach Misserfolgen überarbeiten und durch eine veränderte Strategie versuchen, mögliche Investoren von ihrem nächsten Projekt zu überzeugen, maßgeblich durch die Schwere und Häufigkeit von Misserfolgen beeinflusst wird.

Die Beziehung zwischen der Schwere des Misserfolgs und der Suchdistanz folgt einer U-förmigen Funktion. Das bedeutet, dass Entrepreneure ihre Kampagnen infolge von Misserfolgen dann am stärksten verändern, wenn sie entweder knapp oder sehr deutlich gescheitert sind. Moderate Fehlschläge führen dagegen allenfalls zu geringen Anpassungen.

Die Häufigkeit des Misserfolgs zeigt einen umgekehrt U-förmigen Effekt auf die Suchdistanz. Bis zu einer gewissen Anzahl an aufeinanderfolgenden Misserfolgen steigt die Suchdistanz zunächst, um dann nach weiteren Misserfolgen wieder zu sinken.

Auch der zeitliche Abstand zwischen den Projekten spielt eine wichtige Rolle. So ist ein größerer zeitlicher Abstand zwischen dem Misserfolgserlebnis und der nächsten Kampagne eines Entrepreneurs mit einem Anstieg der Suchdistanz verbunden.

Schließlich zeigt sich, dass eine moderate Projekt- bzw. Strategieanpassung die Erfolgschancen für nachfolgende Projekte am stärksten positiv beeinflusst. Wenn Entrepreneure zu umfassende Änderungen implementieren, wirken sich diese negativ auf den Erfolg des Folgeprojekts aus.

Es ist demnach ratsam, nach Fehlschlägen nicht „alles über Bord zu werfen“ und zu versuchen, Misserfolge durch radikal neue Handlungsstrategien zu korrigieren.

Implikationen für Entscheidungsträger

Aus diesen Ergebnissen lassen sich insbesondere zwei Implikationen für Entscheidungsträger ableiten. Erstens: Sie sollten moderat schwerwiegenden Fehlschlägen, die den geringsten Handlungsdruck auslösen, hinreichende Aufmerksamkeit zukommen lassen. Zweitens zeigt die umgekehrt U-förmige Beziehung zwischen der Suchdistanz und dem Erfolg von Crowdfunding-Projekten, dass Entscheidungsträger Veränderungen nach Misserfolgen mit Augenmaß implementieren sollten. Es ist demnach ratsam, nach Fehlschlägen nicht „alles über Bord zu werfen“ und zu versuchen, Misserfolge durch radikal neue Handlungsstrategien zu korrigieren.

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