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Forschungs-Impuls

Der Einfluss von Push-Nachrichten auf das Trading-Verhalten von Investoren

| 4 Min. Lesezeit

Marc Arnold

Institut für Accounting, Controlling und Auditing | Universität St. Gallen
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Matthias Pelster

Professur für Finance | Universität Paderborn
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Marti G. Subrahmanyam

Charles E. Merrill Professor of Finance, Economics and International Business | Leonard N. Stern School of Business

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Neuartige Brokerage-Angebote und Features von Trading-Apps haben das Potential, Anlegerverhalten nachhaltig zu beein­flussen. Arnold, Pelster und Subrahmanyam (2022) zeigen, dass Push-Notifikationen sowohl die Auswahl von Investitionsmöglichkeiten als auch die Risikobereitschaft von Investoren prägen. Somit müssen neuartige Leistungsmerkmale stets mit Vorsicht ver­wendet werden, eine sorgfältige Analyse ihrer Auswirkungen ist unerlässlich.

Kurzimpuls

Der Handel mit Aktien und anderen Wertpapieren über Trading-Apps oder Online-Plattformen wird gerade bei jungen Erwachsenen oder Personen mit begrenzten finanziellen Mitteln und Anlageerfahrungen immer beliebter. Mehrere Faktoren treiben den Erfolg dieser Online-Dienste an: Anleger und Anlegerinnen können auf diesen benutzerfreundlichen Apps, die oftmals wie ein Glücksspiel präsentiert werden, schon mit kleinen Beträgen in verschiedene Märkte investieren. Zudem ist der digitale Wertschriften-Handel relativ kostengünstig und rund um die Uhr abwickelbar.

Anhand der Daten von über 240.000 Kunden und Kundinnen eines Online-Brokers über einen Zeitraum von rund zwei Jahren belegen Marc Arnold (Universität St. Gallen), Matthias Pelster (Universität Paderborn) und Marti Subrahmanyam (New York University), dass die digitale Kommunikation der Broker mit den Investierenden über die Trading-Apps einen signifikanten Einfluss auf deren Trading-Verhalten hat. Ein intuitiv offensichtlicher Effekt ist gemäß der Studie, dass Nutzende um ein Vielfaches häufiger handeln, nachdem sie eine Push-Meldung des Brokers erhalten haben. Weniger offensichtlich, aber nicht minder relevant ist der zweite wichtige Befund: Die Studie zeigt, dass die Investierenden nach Erhalt individualisierter Nachrichten oder Pop-Ups ein signifikant höheres Risiko eingehen.

Erklärt werden die Befunde über die Theorie der begrenzten Aufmerksamkeit: Die Push-Nachrichten dienen als Aufmerksamkeitsauslöser, die nicht nur dazu führen, dass eine Investitionsmöglichkeit in die individuelle Auswahlmenge möglicher Investments gelangt, sondern auch über affektive Prozesse die Risikobereitschaft erhöhen.

Unter dem Begriff der „Retail Renaissance“ versteht man die Beob­achtung, dass sich der Wertpapierhandel für Kleinanlegerinnen und Klein­anleger im Umbruch befindet. Insbesondere seit Beginn der Corona-Pan­de­mie erlebt die sogenannte „Demokratisierung“ des Aktienhandels einen wahren Boom. Allein im März 2020 nahmen die Kontoeröffnungen bei pro­minenten Anbietern um bis zu fünfmal mehr zu als in der Vergleichsperiode des Vorjahres.

Handel über Trading-Apps und Online-Plattformen

Zahlreiche Anbieter bieten Anlegerinnen und Anlegern einen direkten und einfachen Zugang zu den Finanzmärkten. Trading-Apps er­möglichen Investorinnen und Investoren, zu jeder Tages- und Nachtzeit und an nahezu jedem Ort der Welt zu handeln und schon mit kleinen Beträgen in verschiedene Märkte zu investieren. Darüber hinaus sind die Apps besonders benutzerfreundlich, lassen den Wertpapierhandel einfach erscheinen und bringen zahlreiche neue Features und digitale Kommunikationsmöglichkeiten in den Aktienhandel. Beispiels­weise werden Push-Nachrichten dazu genutzt, Anleger über signifikante Preis­bewegungen auf dem Markt oder aber über bevorstehende Unter­nehmensevents, wie beispielsweise Gewinnmitteilungen, zu informieren.

Auswirkungen der neuen Features auf das Anlegerverhalten

Wie wirken sich solche neuen Features auf das Anlegerverhalten und das Risiko­verhalten aus? Die Studie von Arnold, Pelster und Subrahmanyam (2022) untersucht insbesondere das Verhalten von Investoren, nachdem sie eine Push-Nachricht erhalten haben. Reagieren Investoren, indem sie konservativer handeln, weil z.B. größere Preisbewegungen oder ein bevor­stehendes Unternehmensereignis für eine größere Unsicherheit sprechen? Oder reagieren In­vestoren, indem sie aggressiver handeln und mehr Risiken eingehen?

Die Er­geb­nisse der Studie belegen, dass die von Online-Brokern versendeten Push-Nachrichten tat­sächlich einen signifikanten Einfluss auf das Trading-Verhalten der Investoren haben. Investoren weisen nach Erhalt einer Push-Nachricht über eine bestimmte Aktie eine deutlich erhöhte Handelsintensität in dieser Aktie auf. Ebenfalls wird gezeigt, dass Investoren mehr Recherche zur entsprechenden Aktie betreiben.

Push-Nachrichten als „Aufmerksamkeitsauslöser“

Die Theorie der begrenzten Aufmerksamkeit hilft, dieses Ergebnis zu verstehen. Investoren haben nicht die Ressourcen, Tausende von Investitions­möglichkeiten zu analysieren. Daher investieren Anleger nur in solche Investitionsmöglichkeiten, die aufgrund von externen Reizen in eine Auswahlmenge aufgenommen worden sind.

Daher investieren Anleger nur in solche Investitions­möglichkeiten, die aufgrund von externen Reizen in eine Auswahlmenge aufgenommen worden sind.

Unsere heutige digitale Umgebung überflutet Investoren mit zahlreichen Aufmerksamkeitsreizen aus vielfältigen Quellen wie Marketing-Kampagnen, E-Mails oder Social-Media-Nachrichten. Außergewöhnliche Renditen oder ein ungewöhnliches Handelsvolumen können als Aufmerksamkeitsauslöser dienen. Trading-Apps fügen Push-Benachrichtigungen zur Liste der möglichen Aufmerksamkeitsauslöser hinzu.

Somit ist die Beobachtung, dass Investoren um ein Vielfaches häufiger handeln, wenn sie eine Push-Notifikation vom Broker erhalten, intuitiv nach­vollziehbar. Vielleicht weniger offensichtlich, aber nicht minder relevant ist das zweite wichtige Ergebnis der Studie: Investoren tendieren nach Erhalt einer Push-Nachricht ebenfalls zu signifikant höheren Anlagerisiken, indem sie ihre Investitionen stärker hebeln.

Erhöhte Risikobereitschaft durch „Aufmerksamkeitsreize“

Der Handel mit Hebeln hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen und ist gerade bei Kleinanlegern besonders beliebt. Ein Hebel von fünf auf eine bestimmte Aktienposition bedeutet beispielsweise, dass eine Wertveränderung der Aktie um ein Prozent zu einer Wertveränderung dieser Position von fünf Prozent führt. Durch den Handel mit Hebeln werden sehr hohe positive, aber auch sehr niedrige negative Renditen wahr­scheinlicher.

Investoren tendieren nach Erhalt einer Push-Nachricht zu signifikant höheren Anlagerisiken.

Die Erklärung des Zusammenhangs zwischen Aufmerksamkeitsauslösern und finanzieller Risikobereitschaft basiert auf der psychologischen Literatur zur individuellen Risikobereitschaft. Auf­merksam­keits­auslöser können affektive Prozesse auslösen, die das menschliche Ver­halten schnell, spontan und automatisch beeinflussen. Derartige affektive Reaktionen bieten Entscheidenden eine schnelle, aber grobe Bewertung der Verhaltensoptionen, mit denen sie konfrontiert sind, und ermöglichen es, rasche Entscheidungen zu treffen. Aus diversen alltäglichen Situationen ist bekannt, dass Aufmerksamkeitsreize die Risikobereitschaft erhöhen. Auf die Finanzmärkte übertragen heißt dies, dass Push-Nachrichten gerade Kleinanleger zu riskanteren Transaktionen verleiten können.

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Push-Nachrichten und Investorenverhalten

Aufsatz | 3 Seiten

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