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Forschungs-Impuls

Reputation und Wissenstransfer: Warum Praktiker:innen publizieren

| 3 Min. Lesezeit

Benedikt Downar

Professur für Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung | Georg-August-Universität Göttingen
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Jürgen Ernstberger

Lehrstuhl für Financial Accounting | Technische Universität München (TUM)
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Christopher Koch

Lehrstuhl für Corporate Governance und Wirtschaftsprüfung | Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Wissenschaft und Praxis brauchen den gegenseitigen Austausch. Die Fachwelt diskutiert daher immer wieder, wie sich beide Bereiche besser verknüpfen lassen. Meist geht es darum, wie Wissenschaftler:innen ihre Forschungsergebnisse besser kommunizieren können. Für ihre Studie zum „Phänomen der publizierenden Praktiker:innen“ wechselten die Autoren einer aktuellen Studie die Perspektive: Sie gehen der Frage nach, was welche Rolle Praktiker:innen bei der Überwindung der Kluft zwischen Forschung und Praxis übernehmen können.

Kurzimpuls

In Deutschland publizieren Wirtschaftsprüfer:innen wesentlich häufiger in Fachzeitschriften als in anderen Ländern. Wer sind diese „Practitioner Researchers“? Es sind Praktiker:innen, die sich als Expert:innen auf ihrem Gebiet einen Namen machen wollen, die Unterstützung von Kolleg:innen bekommen und die auch bereit sind, dafür einen Teil ihrer Freizeit zu opfern. Es sind zudem häufig „Wiederholungs­täter:innen“.

Eine aktuelle Studie hat die Motivationsfaktoren von Wirtschaftsprüfer:innen untersucht, Fachbeiträge mit wissenschaftlichem Anspruch zu veröffentlichen. Es zeigt sich, dass die intensive Beschäftigung mit Praxisproblemen im Rahmen des Schreib- und Rechercheprozesses zur Weiterentwicklung der Exper­tise auf dem entsprechenden Fachgebiet beitragen kann. Publikationen können somit als Indiz für hohe Prüfungsqualität gelten. Die damit verbundene positive Reputationswirkung kann wiederum dazu mo­tivieren, sich in diesem Bereich verstärkt zu engagieren.

Bedenken, dass die Zusatzbelastung durch die Publikationstätigkeiten die Prüfungsqualität verringern könnte, haben sich nicht bestätigt. Wirtschafts­prüfungs­gesellschaften wären daher gut beraten, zu Publikationstätigkeit zu ermutigen und diese nicht durch formale Hürden zu erschweren. Und Regulierer könnten die Publikationstätigkeit bspw. durch Anerkennung als Fort­bildungsstunden unterstützen. Letztlich profitieren alle Seiten, wenn sich Praktiker:innen wissenschaftlich engagieren.

Ein geeignetes Forschungsfeld fanden die Autoren beim durchaus publikationsfreudigen Berufsstand der deutschen Wirtschaftsprüfer:innen. Sie interviewten ausführlich zehn deutsche Wirtschaftsprüfer:innen, die über mehrere Jahre Berufserfahrung in führenden wie auch in kleineren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften verfügten. Sodann werteten die Forscher 1.765 Publikationen von 372 Wirtschaftsprüfer:innen aus, um die Aussagen der interviewten Prüfer:innen empirisch zu untermauern.

Praktische und wissenschaftlich-publizistische Tätigkeiten befruchten sich gegenseitig

Die befragten Wirtschaftsprüfer:innen verfolgen mit ihren Publikationen das Ziel, ihren Bekanntheitsgrad zu steigern – sowohl für sich persönlich wie auch für ihre Gesellschaft. Das Honorar für die Veröffentlichungen spielt dabei keine Rolle.

Die empirische Auswertung zeigt, dass Wirtschaftsprüfer:innen vor allem in den Jahren nach dem Berufsexamen zunehmend publizieren bevor die Intensität wieder nachlässt. Die Autoren vermuten, dass die Anreize zum Publizieren in dieser Phase vor allem mit Blick auf die jeweilige Karriere hoch sind. Zudem steigt die Zahl der Publikationen, wenn Prüfer:innen mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut sind – sei es aus früheren Publikationen oder einer Promotion – und wenn sie in einem Umfeld arbeiten, in dem Kolleg:innen mit Publikationserfahrung tätig sind.

Neben Reputation und Bekanntheit bringt die Autorentätigkeit auch Nutzen für die tägliche Arbeit. Die Studienteilnehmer:innen gaben an, im Zuge der Recherchen für Fachbeiträge ihr Wissen vertiefen zu können und sich fachlich auf den aktuellen Stand zu bringen. Unter dem Strich, so die Befragten, ergänzen und befruchten sich praktische und wissenschaftlich-publizistische Tätigkeiten somit gegenseitig. Auch die Untersuchung des Datensatzes lässt die Schlussfolgerung zu, dass Publikationen als Indiz für eine höhere Prüfungsqualität herangezogen werden können.

Publikationen sind hilfreich. Man setzt sich losgelöst von einem konkreten Mandat mit einer Fragestellung auseinander, die hoffentlich für den Großteil der Mandanten auch eine Relevanz hat. Interviewpartner:in

Mehr Mandate, aber unveränderte Honorare

Schlägt der Gewinn an Bekanntheit und Qualität auch auf den Geschäftserfolg durch? Die Studienteilnehmer:innen konnten dazu keine klare Aussage treffen. Die Autoren gingen dieser Frage deshalb im Rahmen der empirischen Auswertung nach und analysierten sowohl das Niveau der Prüfungshonorare als auch die Entwicklung der Mandantenportfolios über einen gewissen Zeitraum. Das Ergebnis: Die publizierenden Wirtschaftsprüfer:innen gewannen Kunden hinzu, es gab aber keine Hinweise auf eine Erhöhung der Prüfungshonorare.

Sie kriegen keinen Auftrag, weil sie etwas publiziert haben. Sie kriegen einen Auftrag, weil sie als fachlich gut anerkannt werden. Interviewpartner:in

Praxisorientiertes Publizieren lohnt sich

Das praxisorientierte Publizieren beeinflusst die Reputation von Wirtschaftsprüfer:innen positiv. Und die zusätzliche Arbeitsbelastung wirkt sich nicht negativ auf den Job aus – im Gegenteil: Veröffentlichungen deuten auf eine hohe Prüfungsqualität hin. Insofern besteht Anlass, sich als Fachautor:in zu engagieren. Das heißt aber auch, dass es für Prüfungsgesellschaften sinnvoll ist, das wissenschaftliche Engagement ihrer Mitarbeiter:innen und Partner:innen zu fördern. Brücken zwischen Forschung und Praxis zu bauen, lohnt damit gleichermaßen für Vertreter:innen der Wissenschaft als auch der Praxis.

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Publizierende Praktiker:innen: Erbringen Wirtschaftsprüfer:innen mit Publikationen eine höhere Prüfungsqualität?

Aufsatz | 8 Seiten

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